Balenciaga, der Stoff des Erfolgs
Maria Roß-Capotorto erzählt von ihrem schönsten Deal, den Zutaten von nachhaltigem Erfolg und warum Hermann Hesse in der Immobilienentwicklung einen echten Unterschied macht.
Was ist für dich der perfekte Deal?
Ein perfekter Deal bedeutet für mich einen Abschluss, bei dem alle Parteien zufrieden sind – und sich über den ökonomischen Mehrwert hinaus über die stabile Geschäftsbeziehung freuen.
Welche Faktoren sind für einen erfolgreichen Geschäftsabschluss unerlässlich?
Vertrauen ist alles. Aus diesem Grund sollte man von Anfang an transparent und offen kommunizieren. Abschlüsse werden immerhin von Menschen für Menschen getätigt – das zählt mehr als ökonomische Kennziffern.
Ein Blick zurück nach vorn: Wie hat sich die Art und Weise von Transaktionen verändert?
Corona war ein Katalysator für eine Entwicklung, die das Kraftfeld von Vermietern zu Mietern verschoben hat. Der Lockdown war ein Stresstest für alle Beziehungen. Mietreduzierungen und Entgegenkommen der Eigentümer waren entscheidend, um Umsatzeinbußen zu überwinden. Das hat beide Seiten geprägt und spiegelte sich auch in den letzten Abschlüssen zu Neuanmietungen oft genug wider. Flexiblere Konditionen und niedrigere Mieten sind ebenso ein Ausdruck dieser Entwicklung wie eine agile Suche nach schnellen Lösungen.
… Und was ist immer identisch geblieben?
In den meisten Fällen werden die Makler durch die Mieter bezahlt. Und die Verträge werden immer noch gerne mit Tintenfüller in Königsblau unterzeichnet.
Welcher Deal bleibt für dich immer unvergesslich?
Der Abschluss mit der Kering Gruppe für die Anmietung eines Ladenlokals am Kurfürstendamm für das Flagship von Balenciaga ist sicherlich der aufregendste Deal meiner bisherigen Karriere bei Lührmann gewesen.
Wann scheitern Deals?
Ich denke, dass Deals an mangelndem Vertrauen scheitern. Wenn eine Partei während der Verhandlungen plötzlich unerwartete Forderungen stellt, fühlen sich die beteiligten Menschen oft unwohl – und hinterfragen, ob es für eine Geschäftsbeziehung überhaupt eine Grundlage gibt.
Gibt es für dich eine persönliche Erfolgsformel?
Klare Kommunikation. Dazu zähle ich auch einen freundlichen, persönlichen Umgang und nicht nur die professionelle Handhabung. Vertragsverhandlungen werden durch die internen Auflagen der Konzerne erschwert, die in vielen Fällen an einem Tisch sitzen. Da ist es besonders wichtig, dass man sich menschlich begegnet und eine Kommunikation etabliert, die zielführend ist.
Was hat dich in letzter Zeit inspiriert – privat wie persönlich?
Die Bücher „Siddartha“ von Hermann Hesse und „Haben oder Sein“ von Erich Fromm. Die Erkenntnisse, die ich aus diesen Büchern gewinnen konnte, haben meine privaten Beziehungen und auch den Umgang im beruflichen Umfeld geprägt. Was das konkret bedeutet? Ich bin davon überzeugt, dass man im Leben nicht immer alles bestimmen kann. Mitunter muss man den Lauf der Dinge im Strom des Lebens einfach akzeptieren. Wer das versteht, kann mit mehr Ruhe und Gelassenheit in Situationen gehen – und daraus sogar noch Kraft schöpfen.
Welche Rolle spielt Purpose für deine Arbeit?
Wir handeln immerhin mit Wohn- und Lebensräumen von vielen Menschen. Das sollte man bei Transaktionen von Gebäuden, bei denen immer viel Geld fließt, nicht vergessen. Auch der Impact für die zukünftigen Generationen steht im Raum wie nie zuvor. Durch mein Engagement beim Umweltschutzverein GermanZero erreiche ich Geschäftspartner aus unserer Branche – und verbinde damit meine Arbeit bei Lührmann mit meinen persönlichen Werten, auch etwas für das Gemeinwohl in unserer Gesellschaft zu tun.
Was zeichnet die Transaktion für Balenciaga aus?
Balenciaga hat sich für ein Ladenlokal im Luxusabschnitt des Ku’damms interessiert. Die Vorstellungen für die Lage und die Größe des Ladenlokals waren sehr genau und wir konnten ziemlich schnell die Auswahl eingrenzen. Kering hat zwar um flexible Mietlaufzeiten gebeten, aber den Mietzins aus Vor-Corona-Zeiten akzeptiert. Das spricht für die Lage und ist trotzdem für einen Mietvertragsabschluss im ersten Halbjahr 2021 bemerkenswert.
Wie verändert Balenciaga die Lage?
Die Marke ist gerade bei jungen Menschen unglaublich beliebt. Ich vermute, dass Balenciaga diesen Abschnitt vom Kurfürstendamms nachhaltig verjüngen wird.
In Zukunft wird man dich dort auch treffen?
Ich habe 16 Jahre lang in Paris gelebt. Wenn man dort lebt, ist man unweigerlich immer nah dran an der Entwicklung der großen Marken der Haute Couture – und man lernt schnell, wie sehr sie das Lebensgefühl der Franzosen geprägt haben. Balenciaga ist rebellisch und jung. Das entspricht nicht meinem persönlichen Geschmack, aber ich bewundere, dass sie heute so Avantgarde sind wie Coco Chanel zu ihren Zeiten.