Die deutsche „Lebenswertigkeit“

Wie gern lebt man in einer Stadt? Und woran macht man das eigentlich fest? Verschiedene Indizes, teilweise schon über 60 Jahre fester Bestandteil der wissenschaftlichen Forschung, verraten uns mehr – über unsere eigenen Bedürfnisse und über die des Schwarms.

Liveability – noch ist das neudeutsche Substantiv zu „lebenswert“ nicht im Duden angekommen. Und überhaupt, verbindet man das nicht in erster Linie mit Skandinavien? Doch halt, nicht so schnell. Denn der Liveability-Index ist längst ein etabliertes Medium, das jedes Jahr höchst spannende Insights zu Städten auf der ganzen Welt liefert.

Streng genommen gibt es ihn gar nicht, den einen Index, auf den man sich berufen kann. Seit den 1960er-Jahren haben sich unterschiedliche Forschungsgemeinschaften und -traditionen entwickelt, die sich mit Ideen zur Lebensqualität befassen und eine kontinuierliche Erforschung der menschlichen Existenz unter historischen und kulturellen Bedingungen ermöglichen. Zu den bekanntesten und mittlerweile wichtigsten Exemplaren zählen etwa der Report der Intelligence Unit des Magazins „The Economist“, die jährlichen Berichte der Deutschen Bank und der amerikanischen Unternehmensberatung Mercer oder auch die Nachforschungen des Monocle Magazine. Sie alle orientieren sich im Kern an den folgenden Themen und deren Zugänglichkeit für die Menschen, die in der Stadt leben, um die es geht: Umwelt, Infrastruktur, Gesundheitswesen, Bildung, Kultur. Je nach Umfang der Studie werden auch Lebenshaltungskosten, Kriminalitätsraten, klimatische Bedingungen, die langfristige politische Stabilität in der Region und sogar Punkte wie Style, Sauberkeit und Architektur beleuchtet. Ebenfalls spannend und der vermutlich jüngste aller Faktoren: wie gut die Corona-Pandemie am Standort gehandhabt werden konnte.

Europa, Nordamerika und Ozeanien schneiden in den Rankings für gewöhnlich hervorragend ab. Der deutschsprachige Raum wird konstant mitdominiert von Wien und Zürich – und innerhalb Deutschlands sind die 1A-Lagen auch schon so gut wie klar. Somit bleibt nur die Frage: Was ist wichtiger für die Beurteilung, die Soft Facts oder die Hard Facts?

Und wer beurteilt da eigentlich – der Kopf oder der Bauch?

Eines haben alle genannten Städte gemein: Immobilienpreise, bei denen man zuerst einmal tief Luft holen muss. Global-statistisch gesehen, werden München, Frankfurt oder Stuttgart häufig von Expats vorgezogen, die die Städte als wirtschaftsstarke Industriestandorte schätzen. Wichtig sind da etwa die Qualität der öffentlichen Verkehrsmittel, die allgemeine Verkehrsbelastung oder die Effizienz der Flughäfen. In Sachen Sauberkeit fällt Berlin traditionell zurück, jedoch punktet die deutsche Hauptstadt mühelos durch ein reiches kulturelles Angebot, zahllose Beispiele historisch bedeutsamer Architektur und einen extrem hohen Innovationsgrad im Vergleich zum Rest des Landes. Auch Hamburg darf hier nicht fehlen: Die Hafenstadt wurde 2011 beispielsweise zur Umwelthauptstadt Europas gekürt (und löste damit übrigens Stockholm ab). Die reiche internationale und handelshistorische Vergangenheit Hamburgs geht Hand in Hand mit der Nähe zum Wasser und einem im Bundesdurchschnitt vergleichsweise milden Klima.

Nach pandemiebedingtem einmaligem Aussetzen im Jahr 2020 ist gerade der neueste Report des „Economist“ erschienen und beschert den deutschen Metropolen Hamburg, Frankfurt und Düsseldorf satte Rankings von über 80 Prozentpunkten. Zugegeben, Luft nach oben bleibt immer – aber ohne Ziele sollte kein Teilnehmer in so ein Rennen starten. Und letztlich lässt sich festhalten: Deutschlands Großstädte schneiden gemäß aller Erwartungen im globalen Durchschnitt sehr gut ab und haben sowohl im qualitativen als auch im quantitativen Umfeld mehr als genug Attraktivität zu bieten.

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