Die Welt neu rechnen

Bobby Kennedy, die doppelte Wesentlichkeit und die neue Bilanzierung des Wachstums.

Die Bereinigung der Bilanzen ist in vollem Gange. Acht Kilometer lange Hecken aus Hainbuchen wurden für den Kö-Bogen 2 gepflanzt, Nike verbaute 85.000 Tonnen an nachhaltigem Material für sein Pariser House of Innovation und Dior schuf in Dubai einen Store aus Lehm, Sand und organischen Fasern. Nachhaltigkeit ist fern von Fassade eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit und Voraussetzung für den ökonomischen Erfolg. Finanzwerte und gesellschaftliche Mehrwerte lassen sich künftig nicht mehr auseinanderdividieren.

„Double Materiality“ oder „Doppelte Wesentlichkeit“ nennt die EU-Kommission das Prinzip, das der „Corporate Social Responsibility Directive“ zugrunde liegt. Sie erweitert die Architektur der Bilanzierung fundamental. Ab 2024 sind Unternehmen nicht nur verpflichtet zu berichten, wie Nachhaltigkeitsaspekte das Geschäft prägen, sondern auch wie sich das Unternehmen auf Mensch und Umwelt auswirkt.

Es ist eine stille Revolution, die dort in Brüssel von der EFRAG (European Financial Reporting Advisory Group) auf den Weg gebracht wird. Das Gemeinwohl ist in der Buchhaltung angekommen – 56 Jahre nach Bobby Kennedy’s legendärer Rede auf dem Campus der Kansas State University. Der jüngere Bruder des ermordeten Präsidenten bewarb sich 1968 selbst um die Präsidentschaft – und kritisierte wortgewaltig die Aussagekraft klassischer Indizes: „The GDP measures neither our wit nor our courage, neither our wisdom nor our learning, neither our compassion nor our devotion to our country. It measures everything in short, except that which makes life worthwhile.”

Es war eine Rede, die vom Bürgersinn bis zum Vietnam Krieg diverse Themen aufgriff, aber unter Ökonomen immer wieder als Wegweiser für richtungsweisende Programme wie das EU-Programm „Beyond GDP“ oder das OECD Programm „Measuring the progress of societies“ genannt wird.

In der Ökonomie des Gemeinwohls bemisst sich der Erfolg an der Erhöhung des Gemeinwohl-Beitrags. Dazu zählt eine ausgewogene Balance von ökologischen, sozialen und ökonomischen Aspekten. Die Bilanzen machen Wert- und Schadschöpfung transparent. Aus „GDP“ wird „CGP“: Das Common Good Product.

Seine Einführung ist nicht nur eine Herausforderung – sie schafft einen wesentlichen Wettbewerbsvorteil für Europas Unternehmen. Eine integrativere und nachhaltigere Wirtschaft und Unternehmensführung verwandelt die laufenden Transformationsprozesse in einen Vorteil – und gewinnt heute die Investoren von morgen.

Weitere Informationen:
https://www.efrag.org/

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