High End dicht an dicht

Wennschon, dennschon. Die Maiden Lane in San Francisco stellt nicht nur eine geschichtlich bedeutsame Häuserschlucht dar, sie löst bei Historiker*innen auch ein Déjà-vu aus. Abkupfern vom Feinsten – und wie immer in bester Lage.

Streng genommen gibt es nicht „die“ Maiden Lane, zumindest nicht die eine, die gemeint ist. Nach einem schweren Erdbeben in 1906 wurde nämlich San Franciscos Morton Street – damals das erklärte Zentrum des verruchten Milieus – vollständig neu aufgebaut und in „Maiden Lane“ umbenannt. Ein willkommener Anlass für die Stadtverwaltung, das Image des Viertels aufzupolieren: Über die letzten 100 Jahre wurde in die Ansiedlung luxuriöser Shops und Galerien investiert, sogar für den Autoverkehr ist die Straße zu den allgemeinen Geschäftszeiten gesperrt (damals übrigens ein unvorstellbares Novum).

Doch wie kam es letztlich zu dem Namen? San Francisco orientierte sich an New York Citys Stadtteil Manhattan, wo es bereits ein Jahrhundert früher eine Maiden Lane gab. Im südlich gelegenen Little Amsterdam existierte zunächst noch der niederländische Name „Maagde Paatje“ – hervorgegangen aus der Tatsache, dass dort ein kleiner Bach durch das Viertel lief, in dem Frauen die Wäsche ihrer Familien wuschen. Nach dem 17. Jahrhundert entwickelte sich die historische Bedeutsamkeit der Straße jedoch rasant weiter: Ein bedeutsamer Sklavenaufstand ereignete sich dort etwa in 1712, das erste New Yorker Theater The Play House öffnete in 1732 seine Türen für die Öffentlichkeit und zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert existierte in der Maiden Lane New Yorks erster großer Wochenmarkt, der „Fly Market“, nach dessen Vorbild an Frische und Lebensqualität bald viele weitere eröffnet wurden.

Apropos Konsum: Bis heute ist die Maiden Lane, die nah an Manhattans Financial District liegt, bekannt für den Handel mit luxuriösen Uhren und Schmuck. Und dieses glänzende Attribut wiederum brachte die Behörden in San Francisco dazu, ihre eigene „Maiden Lane“ nicht nur ganz neu aus dem Boden zu stampfen, sondern vor allem gezieltes Branding zu betreiben: Es sollte eine beschauliche, schön kuratierte Einkaufsstraße werden, die tagsüber von kaufkräftiger Kundschaft ungestört durchschlendert werden konnte und sich über nur zwei Häuserblocks erstreckt.

„A busy little block of intriguing shops“

– The San Francisco Chronicle, 1961

Sogar der Stararchitekt Frank Lloyd Wright wurde engagiert, die Hausnummer 140 der Maiden Lane zu bebauen: Heute befindet sich in dem Gebäude der luxuriöse V. C. Morris Gift Shop, dessen Rundungen als Prototyp oder gar „Proof of Concept“ für die ikonische Form des New Yorker Guggenheim Museums genutzt wurden (und der in keinem San-Francisco-Guide fehlen darf). Außerdem sitzen international gefeierte High-End-Modemarken wie Chanel, Fendi, Dior oder Hermès mit ihren Boutiquen in dieser umkämpften Lage. Und hier könnte man schon fast von künstlicher Verknappung sprechen – denn wer es nicht schafft, in die Maiden Lane selbst zu ziehen, besetzt zumindest die Rückseiten der Blocks mit den hübschen Fassaden: Ein großer Name reiht sich an den nächsten – die Liste der Luxusmarken innerhalb des winzigen Distrikts wirkt unerschöpflich und lässt die Herzen gut betuchter Einkäufer*innen aus aller Welt höher schlagen.

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