Pferdeäpfel für den König

Wie eine Majestätsbeleidigung Düsseldorf die Kö schenkte.

Alles hängt mit allem zusammen. Die Kö, die Revolution und die Passion eines Königs für Architektur. Napoleon entdeckte in Düsseldorf ein traumhaftes „Petit Paris“ – für Friedrich Wilhelm IV. präsentierte sich die Stadt im Revolutionsjahr 1848 als Albtraum.

Kein König der Welt konnte besser zeichnen – der Preuße war ein „geborener Bauherr“, so lobten ihn seine Zeitgenossen. Architektur, Plastik und Malerei waren seine ganze Leidenschaft. Hunderte Bauzeichnungen sind von ihm überliefert. Nur für Staatsgebäude mangelte es ihm an Gestaltungssinn: Für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit in einem deutschen Einheitsstaat fehlte ihm jegliche Fantasie.

Was ihn jedoch beflügelte, war die verrottende Baustelle des Kölner Doms. Wie seine Zeitgenossen ein Kind mittelalterlicher Burgenromantik, beschloss Friedrich Wilhelm zu vollenden, was 600 Jahre liegen geblieben war: Der Kölner Dom wurde preußische Chefsache, das Symbol für die Versöhnung der Konfessionen und Sinnbild für die Einigkeit von Thron, Altar und Volk. Am 14. August 1848 machte er vom Dombau-Fest einen Abstecher nach Düsseldorf, um seinen Schwager Friedrich von Hohenzollern im nahen Schloss Jägerhof zu besuchen.

Was man wissen muss: Landauf wie landab brodelte es zu dieser Zeit. In der Frankfurter Paulskirche sollte sich eine verfassungsgebende Versammlung zusammenfinden. In diesem Kontext zeigte sich der Düsseldorfer Stadtrat uneinig, wie er auf den Besuch des umstrittenen Königs reagieren sollte. Der Weg vom Bahnhof der Köln-Mindener Eisenbahn zum Schloss Jägerhof, den das Königspaar in einer offenen Kutsche zurücklegen sollte, war festlich geschmückt, ebenso der Weg von dort aus zur Kastanienallee.

Die Bevölkerung aus Stadt und Land flankierte den Wegesrand. Anfangs jubelte das Volk, aber die Grundstimmung war nervös. Eine diffuse Aufgeregtheit und allgemeine Spannung lagen in der Luft. Von einem Moment auf den anderen kippte die Stimmung, als Pferdeäpfel auf die königliche Kalesche flogen. Ein Exemplar soll Gerüchten zufolge sogar den König am Kopf getroffen haben. Das Militär rückte heran, die preußische Ordnung in der rheinischen Stadt wurde schnell wiederhergestellt.

Nur mit Laissez-Faire in den Beziehungen von Düsseldorf nach Berlin war es vorbei. Drei Jahre später entschuldigte sich Düsseldorf offiziell für den Vorfall – und benannte die Straße offiziell um in „Königstraße“, zu Ehren des Königs. Dieser zeigte sich versöhnlich, doch Düsseldorf blieb an der Spree gebrandmarkt als der Hauptherd für die Anarchie und Unordnung in der Rheinprovinz.

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